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Jenacup 2014
Fabian
und Matthias nahmen dieses Jahr mit unserem DuoDiscus an der
Doppelsitzer Qualifikationsmeisterschaft in Jena teil. Sie erreichten
zum Schluss einen respektablen siebten Platz in der Gesamtwertung.
Hier ist ihr Bericht über die fünf Wertungstage.
Trainingstag, Mittwoch, 21.05.2014
Wie so oft liegen die besten Flugtage vor
einem Wettbewerb! Diesmal
konnten wir sie mit zwei tollen Flügen zur ersten Erkundung des
Wettbewerbsgebietes nutzen. Herausragenden und nachhaltigen Eindruck
hat der Thüringer Wald hinterlassen. Während rings herum Warmluftbärte
mit unregelmäßigem Steigen dominierten entwickelte sich über dem
Höhenzug eine durchgehende Wolkenstraße mit starke Bärten. Nur schade,
dass man sie gar nicht nutzen brauchte...wenn bei
Vorfluggeschwindigkeiten zwischen 150 und 180 die Höhe gehalten werden
kann, ist Kreisen Zeitverschwendung.
Den Absitzer zum Ende des ersten Fluges mit kurzzeitiger Turbonutzung
kommentierten die Einheimischen nur mit „da fliegt man ja auch nicht
hin...“
1. Wertungstag, Donnerstag, 22.05.2014
Am Donnerstag wird es dann ernst. Wenn gleich
am ersten
Wettbewerbstag geflogen werden kann ist das schon mal ein guter
Auftakt. 273 km um
Oberhof, Zell Heidberg und Autobahnkreuz Hermsdorf stehen auf dem
Aufgabenzettel. Die Warmluft hat sich zunehmend durchgesetzt und sorgt
für unregelmäßiges Steigen und schwer interpretierbare Wolkenoptik.
Abflug ist letztlich um 15:10 Uhr. Bis zum Thüringer Wald ist es
zunächst zäh mit vorsichtiger Vorflugtaktik. Oberhof liegt hoch! Im
Thüringer Wald steht dann wieder die Wolkenwurst. Hochkurbeln, um die
1. Wende zischen, hoch bleiben und die Wurst zügig bis zum Ende
ausfliegen bestimmt diesen Flugabschnitt. Wie abgeschnitten ist es ab
dem Blessberg Sender, dann wieder blau und in der trüben Luft voraus
sind zunächst keine Wolken zu sehen. Nach ein zwei Blauthermikbärten
tauchten über dem Fichtelgebirge südlich der 2. Wende wieder Wolken im
Dunst auf. Nach längerem Gleitflug in den Wendesektor gelingt dort der
Anschluss, aber die Wolken empfehlen eine Flugrichtung nach NO mit 45
Grad Abweichung zum Heimatkurs. Es lohnt trotzdem den Wolken zu folgen,
denn die erfreulich hohe Basis von über 2.200 Metern verspricht das
Erreichen der Endanflughöhe. Und so kommt es. Gut 60 Kilometer weit
können wir uns auf die Umrundung der Aufgabe freuen und landen um halb
sieben. Spät abends zeigt die Wertung dann Platz 15. Es ging also auch
noch schneller, aber ein paar Dosis sind auch nicht rumgekommen. Wie
sagte hier ein alter Wettbewerbsfuchs... am ersten Tag kann man nur
verlieren... also sind wir zufrieden.
2. Wertungstag, Sonntag, 25.05.2014
Die Wettervorhersage ist optimistisch. 488 km
um
drei
Wendepunkte stehen auf dem Aufgabenzettel. Die Doppelsitzer stehen in
der Mitte des Starterfeldes, eingekeilt zwischen der Standardklasse
vorne und der Clubklasse hinten. Am Horizont stehen die erste schönen
Quellungen nur am Platz bleibt es blau und ein Cirrusstreifen schiebt
sich einstrahlungsmindernd vor die Sonne. Die Standardklasse, natürlich
voller Wasser, wird bei leichter Rückenwindkomponente geschleppt und
findet sich bald in großen Pulks ums oben bleiben kämpfend wieder. Den
Wilgapiloten stehen angesichts der ebenfalls mit Maximalgewicht im Grid
stehenden Doppelsitzern die Haare zu Berge. Die Wettbewerbsleitung
beordert also die DoSis ans andere Platzende, derweil dann zunächst die
leichte Clubklasse gestartet wird. Angesichts des Zeitverzuges müssen
wir die Logger auf die B-Aufgabe umprogrammieren: 395 Kilometer um
Allstedt Zerbst und Elsterwerder.
Die Wettervorhersage liegt ziemlich daneben. Zunächst
eckige
Blauthermik mit Flughöhen zwischen 900 und 600 Metern bestimmt nahezu
die beiden ersten Schenkel. Erst bei Zerbst in der Brandenburger
Sandkiste gehts mit schönen Bärten und guter Basis unter Wolken weiter.
Leider ist das Vergnügen kurz. Von der Holzdorfer Kontrollzone, die nur
500 über Grund reicht, müssen wir nordwärts herunterfliegen, um nicht
von oben einzutauchen und einen Nuller zu provozieren. Hier treffen wir
einige andere Doppelsitzer, die vor uns abgeflogen sind. Gefühlt sind
wir langsam vorangekommen, aber die anderen müssen wohl auch kämpfen.
In schwächer werdender Thermik knickt der Kurs über der letzten Wende
in Richtung Ausgangspunkt, aber die Zeit läuft weg und das Thermikende
naht. Kurz hinter dem Flugplatz Oschatz drücken wir auf den
Turbostartknopf und rattern die verbleibenden 90 km im lockeren
Verband mit einigen anderen Turbos nach Hause. Wie schön, dass der
Motor brummt. Die Oerlinghausener Freunde, die in
Oschatz landen mussten, erreichen Jena erst kurz nach Mitternacht.
Keiner kommt rum und ein spannenderr Tag endet mit einer einen
Streckenwertung.
3. Wertungstag, Montag, 26.05.2014
Das alltägliche Frühstück unter freiem Himmel
wird heute
durch
frischere Luft aber auch deutlichen Luftzug gekühlt, die Sonne scheint
von strahlend blauem Himmel. Schon vor dem Briefing um 10 Uhr zeigen
sich erste Cumulanten. Das Wetterbriefing vermeldet allerdings
heranziehende hohe Bewölkung und latentes Schauerrisiko. Genau die
richtige Prognose, bei der sich keine Wettbewerbsleitung festlegen
will. Das probate Gegenmittel heißt Areatask. In unserem Fall 3 Stunden
Mindestflugzeit mit mindestens 215 und maximal 421 Kilometern. Ziel ist
eine möglichst hohe Reisegeschwindigkeit zu erreichen. Der erste
Schenkel in Richtung Bad Frankenhausen läuft bei 30 Km/h Rückenwind wie
geschmiert. Kaum ist die Flugzeugnase in Richtung Osten auf den zweiten
Wendesektor um Döbeln gewendet drückt der Wind auf den Schnitt. Es
nützt nichts wir müssen wenigstens 110 Kilometer nach Osten in das
zweite Wendegebiet. In frischer Luft mit guten aber auch zerissenen
Bärten geht’s haarscharf entlang des Leipziger Luftraums. Links schöne
Sicht auf die Metropole, rechts die Mondlandschaften und Seenplatten
des Braunkohletagebaus. Von Osten schiebt sich hohe Bewölkung ins
zweite Wendegebiet, die Kumulusbewölkung endet schon kurz hinter der
Sektorgrenze. Gut, dass wir das erste Wendegebiet weit ausgeflogen
haben. Drei schöne Wolken können wir recht weit nördlich im Sektor
ausnutzen. Leider ist die Wolkenoptik in Richtung dritter Wende nicht
recht eindeutig, so dass wir einige Vorsichtskreise einlegen. Den
ganzen Tag über sind die Bärte schwer zentrierbar und ruppig. Kurz vor
der dritten Wende, schon beinahe im Endanflugbereich, kommt der beste
Bart mit durchschnittlichen 3,5 m/s. Dies erlaubt etwas tieferes
Eintauchen in den dritten Wendesektor mit hoher Geschwindigkeit und
einen schnellen Endanflug mit Landung nach 3 Stunden und 10 Minuten.
Die Einschätzung des eigenen Fluges ist bei Aereatasks schwierig – also
warten wir gespannt auf die Wertung.
Heute ist hier Bergfest und für morgen ist Regen
angesagt, PROST.....
4. Wertungstag, Freitag, 31.05.2014
Nach drei Tagen Grauwetter mit Kulturprogramm
in Weimar
und Gera
verspricht blauer Himmel wieder Flugwetter mit guten Steigwerten.
Feuchte Böden und Ausbreitungsrisiko bekommt die Wettbewerbsleitung
wieder mit einem Aereatask in den Griff, der flexiblere Streckenführung
ermöglicht. Mit 4 Stunden Mindestflugzeitvorgabe bei relativ großen
Wendezonen geht’s in Richtung Bad Gandersheim, Dornberg-Sontra und
Neustadt-Orla. In der Startaufstellung wird die Aufgabe nochmal
vergrößert, weil einige Arcuspiloten bei maximalem Ausfliegen der
Wendegebiete der ursprünglichen Aufgabe ein Unterschreiten der
Mindestzeit befürchten. Bei zunehmend besser werdenden Bedingungen
fliegen wir den ersten Sektor weit aus. Mit guten Steigwerten entlang
der Mittelgebirge längs der Weser ist das Vorfliegen eine Freude bis
wir uns im Raum Sontra plötzlich tief wiederfinden. Nach kurzem
Gebastel im Duett mit einem weiteren Duo treffen wir den rettenden Bart
und weiter geht’s. Zurück im Thüringer Becken wird es unter
großflächigen Abdeckungen noch einmal spannend. Aufwinde, die bisher
lässig stehen gelassen wurden, müssen dankbar angenommen werden.
Rumkommen heißt jetzt die Devise, an Wertungszeitoptimierung verliert
sich kein Gedanke mehr. Selbst die flache Erfurter Kontrollzone mutiert
zum Hindernis. Eine große breitgelaufene Wolke aber noch mit sauberer
Unterkante ist mit gutem Steigen und ein paar Angsttropfen der rettende
Lift auf Endanflughöhe. Der Duo muss zeigen was er kann und trägt uns
die letzten 30 Kilometer knapp in den Zielkreis. Tagesplatz 4 – Yummy!
An der Theke hören wir, wie dicht Glück und Pech nebeneinander lagen.
Einige Flugzeuge haben die gute Linie unter der letzten Wolke nicht
erwischt und müssen ratteln oder außenlanden. Der Unglücklichste von
ihnen muss schon im Zielkreis vor der Platzkante abdrehen und unterhalb
des Flugplatzplateaus landen. Ohne Landung auf dem Platz gibt es nur
Streckenpunkte...
5. Wertungstag, Samstag, 01.06.2014
Der letzte Wertungstag. Gutes Flugwetter und der lange
geplante und
organisierte Abschlussabend bringt die Wettbewerbsleitung in einen
Zielkonflikt. Es soll herausfordernd geflogen werden, aber auch alle
zur Party wieder zurück sein. Für die DoSis lautet dieser Kompromiss
350 km um Bad Hersfeld und Bad Kissingen. Wir fliegen bei noch
niedriger Basis zeitig ab und finden uns bald in einem Pulk von
Arcussen (ich meine, der Lateiner sagt Arci) wieder, fassen uns ein
Herz und kacheln munter mit. Nach 60 Kilometern am Thüringer Wald hat
uns der Leistungsunterschied dann abgehängt. Trotz Wasser in den
Flächen und maximaler Abflugmasse ist gegen 10 Prozent Gleitzahlvorteil
und 50 Kilo höheres Gewicht kein Kraut gewachsen. An der ersten Wende
steigen zwei von ihnen aber wieder unter uns in den Bart ein. Man kann
sich also auch mit solch einer Maschine verbasteln. Der touristische
Part ist das Überfliegen der Wasserkuppe. Wir erhaschen einen dort
kurzen Blick auf das komplette Luftsportangebot vom Modellflug,
Gleitschirmen, Segelflug.... Alle Parkplätze und Straßen sind mit Autos
zugeparkt. Offensichtlich hat die Fliegerei doch noch
Anziehungspotential. Mit gutem Steigen ziehen die Kilometer rund um die
Wende durch bis die erneute Querung des Thüringer Waldes ansteht. Eine
Wolke zieht nicht genug, der Kurs führt in stramm ansteigendes Gelände
und schon wird’s niedrig über den Kämmen. Nach etwas Gefummel, das
weitere Dosis aufschließen lässt, kommt der Bart und hebt uns zurück
auf Reiseflughöhe. Wie am Vortag muss das Thüringer Becken wegen
Ausbreitungen vorsichtiger durchflogen werden aber schließlich reicht
die Endanflughöhe zum letzten Anflug des Wettbewerbes auf das Ziel.
Grillkost und Kaltgetränke des Abschlussabends überbrücken die Spannung
bis zur Bekanntgabe der abschließenden Wertung.
Nach Ablauf der in der
Wettbewerbsordnung festgelegten Einspruchsfristen beginnt um 22 Uhr die
Siegerehrung. KK wird für Platz 7 der Gesamtwertung aufgerufen. Ein
feiner Wettbewerb auf einem schönen Flugplatz, ausgerichtet von einem
engagierten Team ist zuende.
Mehr Bilder und Berichte gibt es hier: www.jenacup.de
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